Klaus Bahlsen Haus-Seniorenheim, Hannover

Geladener Realisierungswettbewerb: 2005 in Zusammenarbeit mit: Dipl.-Ing. Christian Boes† und Dipl.-Ing. Bodo Gützlag

Der Entwurf arrondiert die inhomogene städtebauliche Situation zur wichtigen Grünzone „Bothfelder Anger“.

Der Kindergarten und das Klaus-Bahlsen-Haus nehmen städtebaulich Bezug aufeinander, ohne sich räumlich zu stören und bilden für die Blockstruktur eine kennzeichnende endende Kante. Die klare Gebäudestruktur sorgt für eine einfache Auffindbarkeit der einzelnen Hausgemeinschaften und sorgt dafür, dass die vier Gemeinschaften über gleiche räumliche Qualitäten verfügen. Jede Hausgemeinschaft gliedert sich um einen Innenhof, der als Patio die zentrierende ruhige Mitte bildet. Das lichte Flursystem ermöglicht nicht nur die natürliche Beleuchtung, sondern auch orientierende Ausblicke in die Umgebung. Als zentraler Lebensbereich verfügt der Gemeinschaftswohnbereich sowohl über eine Orientierung nach außen durch einen Garten, als auch über eine Beziehung zum Patio dem Innenhof. Somit wird die Sonne unabhängig von der Tageszeit erlebbar. Eine Sichtverbindung vom Dienstzimmer im Mittelbau ist sowohl zum zentralen Treppenhaus als auch zu den gemeinschaftlich genutzten Funktionen gegeben. Die dreiseitige Innenhofverglasung gibt dem Personal eine arbeitserleichternde Übersichtlichkeit, die vom Bewohner nicht wahrgenommen wird. Von jeder Wohnungstür aus ist die gesamte Flurzone der Hausgemeinschaft einsehbar. Fluraufweitungen im Bereich der Wohnungszugänge schaffen für die Bewohner angenehme aus dem Verkehr genommene Vorzonen, die als Begegnungsstätten fungieren können. Diese Konzeption trägt zu einer Identifikation der „Mikrogemeinschaft“ bei. Neben den Wohnräumen verfügen auch die Bäder über natürliche Belichtung und Be- und Entlüftung. Es besteht konzeptionell eine Nachrüstmöglichkeit für Individualbalkone, sodass ein weitestgehendes Äquivalent zu den ebenerdigen Austrittsmöglichkeiten für die Bewohner des Obergeschosses erreicht werden kann.

Die Außenfassade wird von einer hellen, glatten Putzfassade (WDVS) im Wechselspiel mit einer dunklen, rauen Klinkerflächen (Badboxen) bestimmt. Das Wechselspiel wird durch die punktuell stark plastische Ausbildung der Fassaden gesteigert. So ist für die Erdgeschossbewohner eine angenehme Sitz- bzw. Aufenthaltsmöglichkeit im Freien entstanden. Eine Lochfassade spiegelt bewusst die Wohnfunktion wieder. Die Fenster sind so ausgelegt, dass auch bettlägerige Bewohner nicht nur gegen den Himmel schauen, sondern am Leben draußen teilhaben können. Die Dachflächen sind extensiv begrünt und tragen zu einem angenehmen Mikroklima bei. Selbstbestimmung im Freiraum, Anregung zu Bewegung und Aufenthalt im Freien, Möglichkeiten zur Begegnung sind Motive zur Gestaltung des Freiraumes. Barrierefreiheit, und vielseitige, anregende Gestaltung geben den Rahmen für gut nutzbare, altengerechte Außenräume, die sich den Erfordernissen der Altenpflege optimal öffnen.

Auf der dem „Bothfelder Anger“ zugewandten Seite ist der Gemeinschaftsgarten so konzipiert, dass unerwünschtes Verlassen des Geländes nicht möglich ist. Die Gartenzone zur Erschließungsseite ist gleichsam halböffentlich gestaltet. Es werden private, kleine Gärten für die Erdgeschossbewohner geboten. Zusätzlich schafft ein ruhiger, kontemplativer Morgen-Garten, der nur durch die Bewohnerinnen und Bewohner genutzt werden kann, eine weitere Möglichkeit, sich im Freien aufzuhalten. Darüber hinaus liegt vor dem Gebäude zum Kindergarten hin eine große, multifunktionale Wiese mit wenigen Sitzblöcken und einer Trennung zum Kindergarten, die bewusst so gestaltet ist, dass ein Kontakt zwischen den Alten und Jungen möglich ist. Der Eingangsbereich ist großzügig und offen gestaltet. Ganz besonders intensiv ist die Gestaltung der beiden Innenhöfe. Unter dem Motto „Tal der Träume“ und „Die unendliche Allee“ werden kleine Landschaften gestaltet, die im Alltag nicht betreten werden, sondern ein Ort der Betrachtung bleiben. Sowohl aus dem Erd- als auch aus dem Obergeschoss bieten sich interessante und vielseitige Einblicke. Die Jahreszeiten und das Wetter werden sichtbar und bereichern die Atmosphäre des Gebäudes.