Nachnutzung der Wesermühle Hameln — Entwurf I

Die VK-Müh­le stellt den süd­li­chen End­punkt der sich in Ent­wick­lung befind­li­chen Weser­pro­me­na­de der Rat­ten­fän­ger­stadt Hameln dar.

Das Leit­mo­tiv für eine Wirt­schaft­lich­keit des Umnut­zungs­kon­zep­tes hat sich in der inten­si­ven Zusam­men­ar­beit mit der Trag­werks- und­Ener­gie­pla­nung aus den Erfah­run­gen mit gleich­ar­ti­gen Pro­jek­ten erge­ben:
Ein­grif­fe in die über­aus schwe­re Kon­struk­ti­on (der Siloblö­cke) sind nur dort sinn­voll, wo es durch Erhalt oder Schaf­fung von beson­de­rer Qua­li­tät unbe­dingt erfor­der­lich ist. Zur Gewin­nung von ver­mark­tungs­fä­hi­gen Flä­chen hin­ge­gen ist im nörd­li­chen Sil­obe­reich ein addi­ti­ves Kon­zept sinn­voll, da die schwe­re Grund­kon­struk­ti­on wei­te­re Las­ten ver­trägt und somit addi­tiv Flä­chen bedarfs­ge­recht neu erzeugt wer­den kön­nen, ohne Ein­schrän­kun­gen aus der Bestands­struk­tur in Kauf neh­men zu müssen.

Um einer­seits die erleb­ba­re Geschich­te der VK-Müh­len durch das Umnut­zungs­kon­zept leben­dig zu hal­ten und zu erzäh­len, ande­rer­seits aber auch ein zeit­ge­mä­ßes Ener­gie­kon­zept für eine Nach­nut­zung sicher­zu­stel­len, sind die nörd­li­chen Sil­obe­rei­che grund­sätz­lich wei­ter­hin als Silos (und zwar als Ener­gie­si­los) genutzt. In Ihnen wird die im Som­mer über­schüs­sig pro­du­zier­te Wär­me­en­er­gie gespei­chert, und in den Heiz­pe­ri­oden zuge­schal­tet. So ist eine weit­ge­hend aut­ar­ke Ener­gie­ver­sor­gung sicher­ge­stellt, ohne dass an der vor­han­de­nen Sub­stanz über­mä­ßig star­ke und auch kom­pli­zier­te Däm­mung ange­ord­net wer­den muss. Der Aspekt rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie gegen Däm­mungs­auf­la­gen zu
set­zen, fin­det gera­de in die­sem Nach­nut­zungs­kon­zept sei­ne Berechtigung.

Ver­tie­fen­de Unter­su­chun­gen mit der GEDO/München (als Gewer­be­im­mo­bi­li­en­spe­zia­list) haben erge­ben, dass Gewer­be­flä­chen in gro­ßem Maß­stab in Hameln nicht bzw. nur pro­ble­ma­tisch zu ver­mark­ten sind. Zudem wäre ein dar­aus resul­tie­ren­der Ver­drän­gungs­wett­be­werb bezo­gen auf Gewer­be­flä­chen der städ­te­bau­li­chen Ent­wick­lung in Hameln gegen­über als kon­tra­pro­duk­tiv zu bewer­ten. Damit beschrän­ken sich unse­re bei­den Kon­zep­te fol­ge­rich­tig auf markt­gän­gi­ge Nut­zun­gen und kul­tu­rel­le Schlaglichter:

• Hotel (zw. 40 u. 80 DZ) in ***- bis ****-Kate­go­rie
• Woh­nungs­bau (Miet- und/oder Eigen­tums­woh­nun­gen)
• Büro­flä­chen in sehr fle­xi­blem Zuschnitt
• Ate­lier­flä­chen
• Gewer­be­flä­chen (Sport quar­tier­über­grei­fend, sonst quar­tier­be­zo­ge­ne Ver­sor­gung)
• Kul­tur­flä­chen (Müh­len­mu­se­um, Kunst‑, Klein­kunst- und Musikflächen)

Das Hotel besetzt den süd­li­chen Sil­obe­reich ein­schließ­lich der räum­lich signi­fi­kant wirk­sa­men Sack­rut­sche. Die­se bil­det das ver­ti­kal ver­bin­den­de Foy­er, wohin­ge­gen die Restau­ra­ti­on den räum­lich inti­men Bereich unter­halb der Silo­t­rich­ter besetzt. Die Zim­mer fol­gen dem hoch­at­trak­ti­ven Blick in das Weser Tal fluss­auf­wärts und sind in die Silo­s­truk­tur ein­ge­passt. Eine bau­kör­per­lich neu hin­zu­ge­füg­te Sky­bar run­det nicht nur die neue Sil­hou­et­te des Gesamt­kom­ple­xes ab, son­dern bie­tet einen ein­zig­ar­ti­gen Ort mit Blick sowohl in die Fer­ne, als auch über Hameln.

Der Woh­nungs­bau im Müh­len­be­reich ist in die vor­ge­fun­de­ne Struk­tur inte­griert. Belich­tung und Belüf­tung wird über ein Atri­um im Mit­tel­be­reich sicher­ge­stellt. Um die­ses Atri­um (und je nach Kon­zept auch zusätz­li­che Ein­schnit­te) ent­wi­ckeln sich hoch­wer­ti­ge und fle­xi­ble Woh­nungs­grund­ris­se in unter­schied­li­chen Grö­ßen. Die Woh­nun­gen ent­wi­ckeln sich zwei­ge­schos­sig und wer­den in jedem drit­ten Geschoss zen­tral und gleich­be­rech­tigt erschlos­sen. Die unte­ren Ebe­nen des Müh­len­be­reichs sind der Nut­zung durch quar­tiers­be­zo­ge­ne Ver­sor­gung, Gas­tro­no­mie und Büro­flä­chen vor­be­hal­ten, wobei die Antei­le sich jeweils fle­xi­bel der Nach­fra­ge anpas­sen las­sen. Über die 1. Ebe­ne erschließt sich auch das Klet­ter­sport­cen­ter, was vier der neun im zen­tra­len Müh­len­be­reich ver­blie­be­nen Silo­zel­len nutzt. Die ande­ren fünf Zel­len wer­den für Erschlie­ßungs­funk­tio­nen des Müh­len­be­rei­ches genutzt.

Die quer­ste­hen­de Keim­zel­le des Kom­ple­xes –signi­fi­kant durch ihre Quer­aus­rich­tung  wird archi­tek­to­nisch frei­ge­stellt, so dass diese Keim­zel­le auch als sol­che wie­der erkenn- und erleb­bar wird. Ent­spre­chend die­ser Son­der­stel­lung erhält der Gebäu­de­teil eine reprä­sen­ta­ti­ve Zuwe­gung von der Weser­pro­me­na­de aus. Als Kern­nut­zung wird ein Müh­len­mu­se­um (im Wesent­li­chen in den unte­ren Geschos­sen (unter Silo­t­rich­ter) und im Dach­ge­schoss (Silo­köp­fe mit Beschi­ckungs­tech­nik) vor­ge­schla­gen, was zu ergän­zen wäre durch bei­spiels­wei­se einen Jazz-Club, Pro­ben­räu­me für Musi­ker und Atelierräume.

Der nörd­li­che Silo­trakt bleibt ent­spre­chend der Grund­kon­zep­ti­on ein Silo (Ener­gie­si­lo); ein­zig im EG unter den Silo­t­rich­tern wird eine Aus­stel­lungs­flä­che für Galerie/Kunstverein/Künstlerateliers/Ener­gie­the­men (Geschich­te der Kern­ener­gie in Grohnde/Hameln) ange­bo­ten.

Ergänzt wird die­se Nut­zung durch addi­ti­ve Woh­nun­gen, die der mäch­ti­gen Silo-Kon­struk­ti­on auf­ge­setzt und ange­hängt sind. Das gewähr­leis­tet zeit­ge­mä­ße und damit markt­fä­hi­ge Grund­ris­se mit­her­vor­ra­gen­der Aus­sicht auf Weser und in das Weser Tal. 

Der ruhen­de Ver­kehr wird einer­seits unter­halb der enden­den Weser­pro­me­na­de in einer Tief­ga­ra­ge unter­ge­bracht, was gleich­zei­tig den Hafen­kai auf das Niveau der Müh­le anhebt und so Bar­rie­ren auf­hebt und zur Bele­bung der Pro­me­na­de bei­trägt. Ande­rer­seits ist öst­lich eine Park­pa­let­te mit – eher nut­zer­ge­bun­de­nen  Stell­plät­zen für Hotel und Büros/Wohnungen vorgesehen.

Anmerkungen zum Energiekonzept

Ziel des Ener­gie­kon­zep­tes: 
Es soll ein mög­lichst gerin­ger Pri­mär­ener­gie­kenn­wert erreicht wer­den. Dazu wird eine Kraft-Wär­me-Kopp­lungs­an­la­ge für Strom und Wär­me geplant. Der groß­vo­lu­mi­ge ehe­ma­li­ge Getrei­de­spei­cher wird als sai­so­na­ler Wär­me­spei­cher mit in das Kon­zept einbezogen.

Aus­gangs­da­ten:
Die Nut­zung des Gebäu­des ist für Woh­nun­gen, Büros, Han­del und Gewer­be geplant. Der vor­aus­sicht­li­che Ener­gie­be­darf teilt sich auf in Ener­gie­be­darf für Strom, für Wär­me und Käl­te. Die vor­aus­sicht­li­che Wär­me­ar­beit beträgt ca. 700.000 — 800.000 kWh/a. Der Strom­be­darf liegt vor­aus­sicht­lich (Erfah­rungs­wer­te und Mess­wer­te) zwi­schen 560.000 — 700.000 kWh/a.

Das Herz des Ener­gie­kon­zep­tes ist eine sog. Total-Ener­gie-Ver­bund-Anla­ge. Die­se besteht aus einer elek­tri­schen Wär­me­pum­pe, die als Wär­me­quel­le den sai­so­na­len Wär­me­spei­cher mit 5.000 — 10.000 m³ Spei­cher­grö­ße aus den ehe­ma­li­gen Getrei­de­si­los ver­wen­det. Die elek­tri­sche Wär­me­pum­pe wird voll­stän­dig durch eine Eigen­strom­erzeu­gung mit einem Kraft-Wär­me-Kopp­lungs­ge­rät betrie­ben. Die gesam­te Abwär­me aus der Kraft- Wär­me-Kopp­lung wird für Heiz­zwe­cke genutzt. Ein gewis­ser Teil wird in einem Hoch­tem­pe­ra­tur­netz mit Tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 70 – 80 °C (Vor­lauf) ver­wen­det, der über­schüs­si­ge Teil wird in den Spei­cher ein­ge­la­gert. Der Spei­cher ist als Nie­der­tem­pe­ra­tur­spei­chern für ca. 25 — 35 °C aus­ge­legt. Mit einer Flä­che zwi­schen 500 — 1000 m² ther­mi­scher Solar­kol­lek­to­ren wird die Wär­me sai­so­nal gespei­chert. Bei nied­ri­ger sola­rer Ein­strah­lung wird gege­be­nen­falls Über­schuss­wär­me aus der Kraft- Wär­me-Kopp­lung in den Spei­cher ein­ge­la­gert. Der erzeug­te Strom aus der BHKW-Anla­ge wird über Wech­sel­rich­ter dem Strom­netz im Gebäu­de zur Ver­fü­gung gestellt. Das Sys­tem ist so aus­ge­legt, dass der voll­stän­di­ge Strom als Eigen­strom­be­darf ver­wen­det wird. Zusätz­lich wer­den ca. 500 m² poly­kris­tal­li­ne Pho­to­vol­ta­ik-Ele­men­te auf dem Dach instal­liert und tra­gen eben­falls zur Strom­ei­gen­erzeu­gung bei. Die höchs­te Leis­tungs­dich­te wird im Som­mer erreicht, wenn die Kraft-Wär­me-Kopp­lungs­an­la­ge wegen nicht nöti­ger Abwär­me­nut­zung aus­ge­schal­tet wird. Ein zusätz­li­cher Strom­spei­cher mit Lithi­um­io­nen-Bat­te­rien und einer Kapa­zi­tät von 100 kWh puf­fert für 1 – 2 Stun­den den selbst erzeug­ten Strom und erhöht so die Selbst­nut­zungs­quo­te.

Von dem vor­aus­sicht­lich maxi­ma­len Strom­be­darf über­neh­men die Kraft- Wär­me-Kopp­lung und die Pho­to­vol­ta­ik ca. 50 %. Je nach Nut­zungs­grad des Elek­tro­spei­chers kann die­se Quo­te auf ca. 60 % erhöht wer­den. Der gesam­te Wär­me­be­darf des Gebäu­des wird voll­stän­dig durch Kraft-Wär­me­kopp­lung und sola­re Sai­son-Wär­me­spei­che­rung gedeckt. Optio­nal kann die Kraft- Wär­me-Kopp­lung auch im Som­mer betrie­ben wer­den, in dem eine alter­na­tiv vor­ge­se­he­ne Sorp­ti­ons­ma­schi­ne Käl­te für Gewer­be- und Büro­räu­men zur Ver­fü­gung stellt. Mit die­sen Metho­den kann der Pri­mär­ener­gie­be­darf um 70 % gegen­über ver­gleich­ba­ren Gebäu­den gesenkt wer­den. Gleich­zei­tig kann die Gebäu­de­hül­le mit einer Stan­dard-Wär­me­däm­mung aus­kom­men, da Über­schuss­wär­me und sola­re Sai­son­wär­me sonst not­we­ni­ge hoch­ge­dämm­te Fas­sa­den ersetzen.