Niedersächsischer Landtag – Umbau des Plenarbereichs

Realisierungswettbewerb 2. Preis: 2002 in Zusammenarbeit mit: Dipl.-Ing. Christian Boes† und Dipl.-Ing. Bodo Gützlag

Oesterlens Grundidee von 1954 für das Parlamentsgebäude – das Thema “Alt-Neu”- hat nichts an seiner Aktualität verloren. Diese Grundidee mit seinem späteren Bekenntnis zum “fließenden Raum” in Einklang zu bringen bedeutet, der vorhandenen Architektur respektvoll gegenüberzutreten und mit Angemessenheit das Parlamentsgebäude “im Geiste unserer Zeit” den aktuellen Forderungen anzugleichen. So werden die wesentlichen gestaltprägenden Elemente wie die Fassade und der Plenarsaalbaukörper erhalten. Die Erlebbarkeit des Plenarsaals wird durch die Einfügung eines Außenraumes (Stadtloggia) gesteigert. Dieser Eingriff verändert weder die baukörperliche Fügung noch im Wesentlichen das gewohnte äußere Bild des Landtages, gleichwohl er die Korrektur der vorhandenen Probleme in Bezug auf natürliche Belichtung und Belüftung erlaubt. Im Bestreben nach funktionaler Optimierung wird der Weg ausgehend von der unveränderten Hauptzugangssituation über Foyer und Lobby bis zum direkten Betreten des Plenarsaals durch die Einfügung eines zentralen Hallenbereiches kurz und übersichtlich gestaltet. Vorhandene Sicherheitsproblematiken werden dabei ebenso einfach wie effektiv eliminiert. Die im Bereich der Pförtnerloge angeordneten Treppenabgänge ermöglichen bedarfsweise eine Trennung von Abgeordneten und Besuchern. Dadurch können die Besucher direkt zum zentralen Besucherbereich im Sockelgeschoss geleitet werden. Beeinträchtigungen der Abgeordneten bei Sitzungen durch große Besuchergruppen können so vermieden werden. Das transparente äußere Erscheinungsbild des Portikus erfährt mit dem großzügigen Oberlicht des neuen Foyers eine willkommene Steigerung. Der mit einer Glasdachkonstruktion überdeckte Foyerbereich wird von der erhaltenen Niedersachsentreppe, den vorhandenen Detailausbildungen, der Galerieebenen und umschließenden Putzflächen der Wände bestimmt. Gleichzeitig wird die Zone zwischen Pförtnerloge und Windfang in notwendigem Umfang vergrößert. Als Material wird Muschelkalk (Böden), weißer Putz, Stahl und Glas (Geländer etc.) vorgeschlagen. Das neu eingefügte Element des Multifunktionssaales im Sockelgeschoss nimmt die Kontur des ehemaligen Grünhofes auf und ist durch große Lichtschlitze mit der Lobby verzahnt. So ist sie sowohl leicht auffindbar, als auch natürlich belichtet. Der Plenarsaalbaukörper wird als zentrales Element in dem neuen rechteckigen und belichteten Dachausschnitt herausgearbeitet und so zum erlebbaren Solitär. Eine nachhaltige Verzahnung des Landtaggebäudes mit dem Platz der Göttinger Sieben und vice versa wird mit der neu integrierten Stadtloggia erreicht. Die damit geschaffene im Wortsinne durchschaubare Raumabfolge von vorhandenem Bürohof über Lobby, Plenarsaal und neugeschaffener Stadtloggia gibt den Blick auf die Stadtsilhouette frei und erreicht die heute wünschenswerte Transparenz des Landtages bei optimaler innerer Orientierung.